Internationales Symposium

Hamburg 15./16. Juni 2012 — women in architecture – Symposium mit internationalen Werkvorträgen und Exkursion

Auftaktveranstaltung von WiA-Hamburg während des Hamburger Architektursommers.

Aktuelle Positionen aus Architektur und Kunst aus Kopenhagen, Oslo, Zürich, Hannover und Hamburg laden ein zu einer Konferenz mit Werkvorträgen und Diskussion. Inspiration zu dieser Reihe von Ausstellungen und Konferenzen ist die RIBA (Royal Institute of British Architects, London), die damit insbesondere Profile, Projekte und Aktivitäten von Architektinnen in den Mittelpunkt stellen. 2010 fand die Creating Change Conference in London statt, 2011 in Dublin und nun ist Hamburg und damit erstmals Deutschland Gastgeberin dieser internationalen Konferenz.
Mit der Veranstaltung möchten wir das internationale Netzwerk weiter ausbauen, Hamburg darin einbeziehen und die Aufmerksamkeit der Hamburger auf die Tätigkeit von Architektinnen lenken.
WiA-Hamburg ist der Zusammenschluss der 4 Hamburger Architektinnen: Anja Bremer, Beate Kirsch, Andrea Nolte und Sibylle Schenk.

WiA Hamburg

Text von Britta Peters

WiA Hamburg ist eine Plattform für Architektinnen. Ziel ist der lokale und internationale Austausch innerhalb eines offenen Netzwerks von Frauen in der Baubranche.

Dem ersten Auftritt von WiA Hamburg mit einem großen Symposion während des Hamburger Architektursommers 2012 gingen positive Erfahrungen mit vergleichbaren Tagungen in London (2010) und Dublin (2011) voraus. Beide Veranstaltungen hatten auf Initiative von Angela Brady stattgefunden, Präsidentin des Royal Institute of British Architects (RIBA) und gleichzeitig Vorsitzende der Gruppe Women in Architecture (WiA), die innerhalb dieser, der hiesigen Bundesarchitektenkammer vergleichbaren Institution besteht. Vor allem die undogmatische und inspirierende Atmosphäre unter den internationalen Teilnehmerinnen animierte die Hamburger Architektinnen Sybille Schenk, Andrea Nolte, Beate Kirsch und Anja Bremer dazu, eine Einladung für ein nächstes Treffen in ihrer Stadt auszusprechen.

Das Programm des im hamburgmuseum abgehaltenen Symposions liest sich dabei durchaus richtungweisend für das Interesse des offen angelegten Forums, zu dessen Veranstaltungen selbstverständlich auch Männer willkommen sind: Im Mittelpunkt standen vor allem die Werkberichte von Architektinnen, also der gemeinsame Beruf. Von auswärts berichteten Claudia Meixner (Meixner Schlüter Wendt Architekten, Frankfurt), Dominique Lorenz (met_architektur, SIA, Zürich), Jette Cathrin Hopp (Snöhetta Architekten, Oslo) und Dorte Mandrup (Dorte Mandrup Arkitekter, Kopenhagen) über Arbeit und Selbstverständnis ihrer in jeder Hinsicht sehr unterschiedlichen Büros. Auch die am »Hamburger Tisch« versammelten, lokalen Referentinnen Julia Erdmann (Stephen Williams Assosiates), Laura Jahnke (Laura Jahnke Architekten) und Karin Renner (Renner Hainke Wirth Architekten) stellten zu Beginn des Gesprächs in kurzen Werkberichten erst einige Projekte ihrer Büros vor, um im weiteren Verlauf gemeinsam die allgemeine städtebauliche Situation in Hamburg zu diskutieren. Auf diese Weise erhielten auch die auswärtigen Gäste einen Einblick in die Situation vor Ort. Zusätzlich gab es einige Vorträge, die speziell der Frage nach den Bedingungen von Frauen in Bauberufen gewidmet waren: Eine Exkurs über Frauen in der Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts lieferten Dr. U.Maasberg und Dr. R. Prinz (Hannover/ München), Angela Brady und Dominique Lorenz berichteten über die Arbeit von Frauen-Netzwerken innerhalb der großen Architekturorganisationen in England und der Schweiz.

Ob es heutzutage tatsächlich noch einer Tagung unter dezidiert weiblichen Vorzeichen bedarf, wurde dabei von den Teilnehmerinnen selbst mitunter kritisch in Frage gestellt. Die Fakten sprechen zunächst eine klare Sprache: Von einer weiblichen Mehrheit während des Architekturstudiums bleibt mit zunehmender Berufserfahrung nur eine Handvoll Frauen übrig, die im gelernten Beruf arbeitet und eigene Büros leitet. Das britische WiA-Netzwerk sieht es als eine seiner zentralen Aufgaben an, die Gründe dafür zu erforschen und dieser Entwicklung etwa durch Wiedereinstiegsprogramme nach der Geburt entgegenzuwirken. Ebenso wichtig ist die Hervorhebung weiblicher Role-Modells in der Lehre und in den Medien. Andere Referentinnen betonen grundsätzlich die staatliche Verantwortung für die Kinderbetreuung, um Frauen wie Männern Beruf und Familie zu ermöglichen. Unabhängig von den Resultaten, bestätigten alle diesbezüglich geführten Diskussionen dabei einen lebhaften Gesprächsbedarf.

In diesem Sinne stellt die neu gegründete Hamburger Plattform WiA Hamburg mit ihren Veranstaltungen Raum und Anlass für einen Austausch unter Architektinnen und anderen Interessierten zur Verfügung. Im Vordergrund steht das Interesse an der qualifizierten Arbeit der Kolleginnen, ihren Erfahrungen und Sichtweisen. Die Stärkung des internationalen Netzwerks bedeutet für alle Beteiligten eine berufliche und persönliche Bereicherung. Angesichts der Konstruktivität der bisherigen Begegnungen erübrigt sich dann auch die Frage nach der Notwendigkeit eines solchen Netzwerks. Feststeht: Gäbe es das nicht, würde es fehlen!

WiA Hamburg Team: Anja Bremer, Beate Kirsch, Sibylle Schenk, Andrea Nolte
Oberbaudirektor Jörn Walter
Angela Brady, London, Gründerin women in architecture, architects for change, RIBA
Claudia Meixner, Frankfurt, Meixner Schlüter Wendt Architekten
Ute Maasberg, Hannover, Architekturhistorikerin
Dominique Lorenz, Zürich, met-architektur
Jette Cathrin Hopp, Oslo, Senior Architect Snohetta
Dorte Mandrup, Kopenhagen, Dorte Mandrup Arkitekter
von links: Sibylle Schenk, Ute Maasberg, Cany Ash, Andrea Nolte, Catherine Guyot, Carlo Markmeyer, Ann Lüdecke, Angela Brady, Ali Grehan, Dominique Lorenz, Beate Kirsch, Anja Bremer
WIA_Hamburg_email_flyer-1

Architektursommer-2012_Nr-228-1